Lernstrategien – Lerncoaching

Ein wichtiges Element stellt für mich die Hilfe zur Selbsthilfe dar. Nach einem längeren ersten Beobachtungszeitraum ist es oft von Vorteil, in klaren Gesprächen die Probleme beim Lernen zu thematisieren und Wege und Möglichkeiten aufzuzeigen.
Je nach Alter des Kindes wird entsprechend gearbeitet.

Beratung und Coaching sind hier zu unterscheiden. Beratung bedeutet Vorschläge werden gemacht und das Kind nimmt Hilfe an.
Coaching bedeutet in diesem Fall ein Begleiter auf dem Weg zu sein, den das Kind selber finden kann. Ein Lerncoach regt an, löst das Problem aber nicht für das Kind. Es wird nicht beim Lernen direkt angesetzt, sondern beim Kind selber. Das Kind soll selber das Problem klar aussprechen.
Fragen, die sich dann stellen könnten lauten:
Möchtest du dein Problem behalten?
Was ist das Gute an deinem Problem? (beispielsweise mehr Aufmerksamkeit von der Mutter) Was möchtest du haben?
Was muss man da verändern?
Innerhalb einer Zeiteinheit wird das Problem thematisiert und gleich zu einer Lösung geführt. Das Ziel (auch ein kleines Teilziel ist in Ordnung) soll klar definiert werden. Es soll sofort eine Veränderung stattfinden. Die Entscheidung liegt beim Kind selbst.

Voraussetzung sind Vertrauen und Wertschätzung!

Was ist Lernen?

Zum Lernen gibt es in der Wissenschaft eine Vielzahl an Definitionen.
Maria Montessori forschte zu diesem Thema lange Zeit, um Kindern optimale Bedingungen für das Lernen anbieten zu können. Lernen bedeutet für sie, dass das Kind durch konkrete Arbeit den Weg zur Abstraktion gehen kann.

Montessori unterscheidet 3 Stufen:

  1. Kennenlernen eines Materials oder Vorgangs
  2. Wiedererkennen
  3. aktive Beherrschung

Die erste Stufe ist die des Kennenlernens (einer Arbeit, eines Materials). Das Kind beobachtet genau und probiert selber aus.
Beispiel eine „Sprache lernen“ dazu zur Verdeutlichung: Das Kind hört ein neues Wort (z.B.Zug “train“).

Die zweite Stufe ist die des Wiedererkennens. Das Kind erkennt wieder, kann aber noch nicht aktiv umsetzen.
Beispiel eine „Sprache lernen“: Das Kind kann das Wort wiedererkennen. (Das Kind zeigt auf den Zug, wenn der Erwachsene „train“ sagt.)

Die dritte Stufe ist die der aktiven Beherrschung. Das Kind ist absolut sicher im Umgang mit dem neu gelernten Material. Es kann das Wissen in anderen Bereichen anwenden.
Beispiel eine „Sprache lernen“: Das Kind sagt das Wort „train“, wenn jemand auf den Zug zeigt.

Zwischen den einzelnen Stufen kann je nach Mensch und Lerninhalt viel Zeit vergehen. Vorallem vom Wiedererkennen bis zur aktiven Beherrschung ist es oft ein langer Weg. Zeit geben und Zeit lassen ist hier die Devise!

Lernen bedeutet also das Sammeln, Auswerten und Speichern von Erfahrungen. Wahrnehmung nimmt daher eine zentrale Rolle beim Lernen ein.
Lernen ist ebenso Reifung und Bewusstseinsveränderung. Lernen erfolgt immer ganzheitlich und idealerweise auch experimentell, forschend und handelnd.
Dinge, die man selber aktiv tut, merkt sich der Mensch wesentlich besser, als Dinge, die er nur sieht, hört oder liest. Sonst wird innerhalb kürzester Zeit sehr viel vergessen!
„Wir behalten 10% von dem, was wir lesen,
50% von dem, was wir hören und sehen,
und 90% von dem, was wir selber tun.“

Gelernt wird für ein Kind immer, wenn es mit innerer Motivation arbeitet. Der Pädagoge hat die Aufgabe, die richtige Ebene zu treffen. So ist dem Kind weder langweilig, noch ist es überfordert. Durch genaue Beobachtung und Setzen des passenden Angebots zu richtigen Zeit wird das erreicht.

Lernblockaden entstehen, wenn ein Kind Dinge tun muss, die für seine Entwicklungsstufe noch nicht passen. Oft wird es dann auch noch von seinem Umfeld genötigt zu üben, was es eigentlich noch gar nicht verstehen kann.

Lernen bedeutet auch freudvolles Tun! Ein völlig in einer polarisierten Aufmerksamkeit versunkenes Kind wird seine Arbeit erst beenden, wenn diese für das Kind selber abgeschlossen ist. Ein zufriedener Gesichtsausdruck ist ein kleines Zeichen nach außen.

(vgl. sämtliche Werke Maria Montessoris)