Montessoripädagogik in meiner Praxis

Montessoripädagogik bedeutet jedes Kind in seiner Ganzheit anzunehmen und es durch genaue Beobachtung in all seiner Entwicklung bestmöglich begleiten zu können! Liebe und Respekt vor jedem einzigartigen Menschen stehen im Mittelpunkt!

Maria MONTESSORI – Ihr Leben

Maria Montessori wurde 1870 in Chiaravalle, in Italien geboren. Sie musste viele Hürden auf sich nehmen und studierte dann als eine der ersten Frauen Medizin. In ihrer Zeit als Assistenzärztin an der psychiatrischen Universitätsklinik in Rom beschäftigte sie sich mit der Betreuung geistig zurückgebliebener und vernachlässigt Kinder. Durch diese prägende Erfahrung entstanden viele Studien und Beobachtungen und diese bildeten die Grundlage ihrer neuartigen Pädagogik.
Maria Montessori entdeckte das Kind auf ihre Art „neu“!

Die Entwicklungsstufen

Wie schon im Tierreich länger bekannt (Hugo de Vries Forschung mit Raupen und deren Empfänglichkeitsphasen) besitzen auch wir Menschen diese sogenannten Empfänglichkeitsphasen. In einer „sensiblen Phase“ sieht das Kind nur Dinge in seiner Umgebung, die es gerade ganz stark für seine Entwicklung brauchen würde. Das Kind hat also eine selektive Wahrnehmung.
Eine sensible Periode bei Ihrem Kind zeigt sich auch für Sie als Eltern. Sie sehen und erleben ein starkes Interesse des Kindes an einer bestimmten Sache.

Maria Montessori unterscheidet drei große Stufen der Entwicklung (die Alterangaben sind nur zur Orientierung für die Erwachsenen):

0-6 Jahre: Entwicklung der basalen menschlichen Fähigkeiten

  • Sinne differenzieren sich genau aus
  • motorische Fähigkeiten verfeinern sich
  • Sensibilität für soziales Zusammenleben entsteht
  • Unendliches Bedürfnis nach Liebe, Schutz, Geborgenheit, Wärme und Nahrung
  • Sensible Perioden für: Bewegung, Sprache, Ordnung

6-12 Jahre: Bedürfnis aus dem engem Umgebungsbereich herauszukommen und den Aktionsradius zu erweitern (Phase der Stabilität)

  • Entwicklung der sozialen Beziehungen
  • Übergang des kindlichen Geistes zur Abstraktion
  • Genaues Beschäftigen mit der Realität
  • Erfassen des Details
  • Entstehung des moralischen Bewusstseins
  • soziale Sensibilität

12-18 Jahre: Suche nach Schutz und Geborgenheit in physiologisch bedingt labiler Phase

  • Selbstständigkeit
  • Verstehen der Rolle des Menschen in der Gesellschaft
  • Sensibilität für Selbstwert und Menschenwürde

Wie können sich nun all die Bedürfnisse der einzelnen Phasen gut entwickeln? Mehrere Faktoren sind dafür verantwortlich – genaueres dazu siehe hier unterhalb!

Was bedeutet vorbereitete Umgebung? Der Erwachsenen schafft idealerweise dem Kind ein Umfeld, in dem es sich frei entfalten kann. Es soll auf seinem Weg liebe- und verständnisvoll begleitet werden.
Gut ist es die Umgebung überschaubar und geordnet zu gestalten. Sie ist also sowohl an das Kind angepasst und fordert gleichzeitig zum Aktivwerden auf.

Unser Lernen als Menschen, also schon auch beim kleinen Kind, ist geprägt vom Zusammenspiel zwischen den Sinneswahrnehmungen und der Informationsaufnahme, genauer dem Erfahrung sammeln. Das ist entscheidend für die Effektivität und das Tempo, mit dem wir lernen. Um die sensiblen Entwicklungsphasen, in denen die Kinder vor allem gut empfänglich für bestimmte Arten der Wahrnehmung sind, gut zu nutzen, stellt man verschiedene Materialien zur Verfügung. Sie werden so im Raum angeboten, dass die Kinder sie während dem freien Arbeiten selbstständig auswählen und verwenden können. Das Materialangebot ist immer auf den jeweiligen Lernschritt und seinen Schwierigkeitsgrad abgestimmt.
Man unterscheidet in 3 Gruppen von Material:

  • Materialien zu den Übungen des täglichen Lebens
  • Materialien zur Sinnesschulung
  • Didaktische Materialien zu Sprache, Schrift, Mathematik und kosmischer Erziehung.

Wie arbeiten die Kinder? Die Kinder wählen ihre Arbeit selber aus. Dabei wird dem Kind soviel wie möglich Entscheidungsfreiheit eingeräumt. Es bestimmt wie lange und mit wem (ob in Kleingruppe oder alleine) es sich mit einer Aufgabe beschäftigt und wie oft es die Übung wiederholt. Es kann sich also mit einem Lerngebiet so lange beschäftigen bis es für das Kind abgeschlossen ist.
Nach Maria Montessori sollte das Kind lernen „Meister seiner selbst zu sein“.

Gibt es Regeln und Grenzen?
Die Antwort lautet eindeutig: Ja!
Dabei wird darauf geachtet, dass das Kind nicht von einem zu großen Freiraum überfordert wird. Um zu Lernen muss man frei arbeiten können, in klaren Strukturen und mit Regeln.
Der Ablauf sieht etwa so aus: Auf die Materialwahl folgt die große Arbeit. Mit viel Konzentration wird gearbeitet und anschließend folgt das Wegräumen des Materials und die Ruhephase.

Die begleitende Pädagogin (Lehrerin), die als Teil der vorbereiteten Umgebung gesehen wird, bietet sowohl ruhige Anleitung und Hilfe als auch liebevolle Zuwendung. Das ist ganz wesentlich für den kindlichen Fortschritt.
Der Erwachsene hat somit eine beobachtende und helfende Rolle. Er versucht möglichst nicht in den Schaffensprozess des Kindes einzugreifen.
Das Kind, das Fehler macht, wird respektiert, nicht korrigiert.

Alle auf das Kind einwirkenden Elemente bilden eine Einheit. Umgebung, Pädagoge und alle sonstigen Einflüsse sind der beste Nährboden des Wissens.
Hier glit die Regel: Das Kind muss wachsen, erfahren und lernen können dürfen!
Es hat ein Recht auf Entfaltung entsprechend den eigenen Entwicklungsbedürfnissen.

Das Kind lernt durch eigenständiges Handeln. Das Kind hat eigene individuelle Entwicklungsbedürfnisse. Nicht jedes Kind ist am gleichen Entwicklungstand, jeder Mensch zeigt verschiedene Interessen. Genau diese werden auch bei der Arbeits- und Materialwahl ersichtlich.
Achtung vor den kindlichen Bedürfnissen und das Eingehen auf jedes Kind stehen im Zentrum dieser Pädagogik!

Der Lernprozess des Kindes
Kindliche Intelligenz entwickelt sich anfangs nicht bewusst. Durch die Kraft des „absorbierenden Geistes“ (von Maria Montessori so benannt) gelangt das Kind von ganz alleine zu seinen Erkenntnissen. Durch Beobachtung findet es Erklärungen, durch Ausprobieren eignet es sich seine Fähigkeiten an.

Kinder gelangen zu bestimmten Zeiten in tiefe Konzentration. Sie als Eltern können das beobachten, wenn sich ihr Kind wie versunken mit irgendeiner Sache beschäftigt und nicht ansprechbar scheint. Durch diese „Polarisation der Aufmerksamkeit“, in der das Kind aktiv und konzentriert mit einem für das Kind in diesem Moment passendes Material arbeitet, ist echtes Lernen möglich.
Dies führt in einer vorbereiteten Umgebung mit entspannter Atmosphäre zum höchsten Lerneffekt. Montessori-Pädagogik basiert darauf, „diese kostbaren Augenblicke der Konzentration zu erkennen und zu nützen.“

Ist Integration möglich?
Montessori-Pädagogik ist geprägt von dem Gedanken alle Kinder nach ihren Bedürfnissen zu begleiten. Dadurch ist das Zusammenarbeiten unterschiedlichster Kinder (mit unterschiedlichen Begabungen, verschiedenen Entwicklungsniveaus) möglich sowie erforderlich.

Was steckt in der Montessori–Philosophie?
Montessori bedeutet ganzheitliche Erziehung. Ein fernes Ziel ist die Humanisierung der Gesellschaft.

Einerseits gelangt das Kind Schritt für Schritt zu Selbstständigkeit und Unabhängigkeit vom Erwachsenen. Andererseits steht die Menschwerdung des Individuums im Mittelpunkt.

Montessori-Kinder setzen sich mit Werten und Normen menschlichen Zusammenlebens auseinander. Sie entwickeln also auf natürliche Weise moralische Urteilsfähigkeit und Werte.

Das größte Ziel, der größte Traum Maria Montessoris war es, unsere Gesellschaft vom Kind her zu verändern.
Durch in sich ruhende, selbstzufriedene Kinder, die zu mündigen und toleranten Erwachsenen werden, würde es vielleicht eines Tages keine Gewalt und letztlich keine Kriege mehr geben…
Montessori wollte eine bessere Welt schaffen und hoffte auf die Weiterführung ihres Werkes durch nachfolgende Generationen!
So waren die Träume und Visionen der über 81-jährige Ärztin, Wissenschaftlerin, Pädagogin und Mutter die noch voll Tatendrang war, als ihr Leben zu Ende ging…

(vgl. sämtliche Werke Maria Montessoris – Elternlesestoff zu diesem Thema unter Lese-Tipps!)

Lesen Sie über Sensorische Integrationpsychomotorische FörderungEntwicklungsbegleitung und Motopädagogik.