Sprachförderung daheim, was ist möglich?

Vielleicht lesen Sie diesen Artikel, weil Ihnen aufgefallen ist, dass Ihr Kind wenig spricht für sein Alter oder in seinem verbalen Ausdruck eingeschränkt ist. Das Kind möchte sich gerne mitteilen, aber es gelingt nicht so recht, es versucht sich durch Gesten verständlich zu machen oder nimmt Ihre Hand und führt sie.
Das Ziel ist immer gleich, das junge Kind möchte ein Bedürfnis erfüllt wissen, es gelingt noch nicht verbal, also versucht es eine nonverbale Strategie, wie eben beschrieben.
Wohltuend ist es für das Kleinkind, wenn es selbstwirkam sein kann, in seinen sprachlichen Ausdruck findet, frustriert reagiert es hingegen, wenn es sich nicht auszudrücken vermag und es zu Missverständnissen kommt. Kinder beginnen dann teilweise im Kindergarten Aggressionen zu zeigen, zwicken oder beißen in Wut, so gerne würden sie sich wirksam mitteilen.

Wenn Sie oder der Kindergarten das Gefühl haben, es steckt vielleicht mehr dahinter, dann wären eine genaue Abklärung bei einer Entwicklungsdiagnostik oder eine logopädische Abklärung und Begleitung ratsam.

Stillstand im Spracherwerb über einen längeren Zeitraum, bedeutet immer Abklärungsbedarf. Vielleicht hört ihr Kind einfach nicht richtig? Es könnte sich um eine medizinische Ursache wie Flüssigkeit im Ohr handeln. In diesen Fällen ist ebenfalls dringende Abklärung angeraten!

 

Für den Fall, dass Sie das Gefühl haben, dass Ihr Kind in der Sprachentwicklung etwas verlangsamt ist und Sie es daheim unterstützen möchten, kommen hier einige Interaktions- und Spielideen.
In den oben beschriebenen Fällen ist eine rasche medizinische (Hörvermögen) Abklärung und Entwicklungsdiagnostik ganz wichtig!

Immer wenn es bei jungen Kindern um Sprachentwicklung geht, ist meine erste Empfehlung die Reduktion aller Medien auf Null – kein Handy schauen oder spielen, kein Tablet, kein Fernsehen! All das hemmt aktiven sprachlichen Ausdruck!

Sie als Gegenüber für Ihr Kind sind der wertvollste Sprechpartner!

Ihr Kind kann durch Sie erfahren, was Sprache bedeutet.

Da kommt schon mein nächster Tipp: sprechen, singen, reimen, erzählen und vorlesen Sie täglich viel und immer in Muttersprache!
Bestimmt haben Sie eine Lieblingsgeschichte aus Ihrer Kindheit oder ein Lieblingslied, an das Sie sich gern erinnern, holen Sie es aus Ihrer Erinnerung hervor.
Haben Sie ein altes Märchenbuch? Holen Sie es!

Hier kommt eine konkrete Idee zur Umsetzung daheim: Sie sprechen täglich mehrmals den selben Reim, immer wieder und wieder, vielleicht beim gemeinsamen Entspannen am Sofa?

Irgendwann lassen Sie Wortteile, später Satzteile weg und Ihr Kind wird fortsetzen – ganz sicher, wenn es soweit ist.

Mein nächster Tipp: Lassen Sie Ihrem Kind die Zeit, die es braucht, den nächsten Schritt in seinem Tempo zu machen, aber bleiben Sie gleichzeitig beharrlich und fördern Sie Sprache täglich!

Wichtig ist: Zeit für das Kind nehmen und gemeinsam in Aktion kommen!

Ich zeige hier exemplarisch einige Materialen:
Jedes Puzzle bietet nach dem gemeinsamen Bauen Zeit für eine längere Betrachtung, dabei finden Sie bestimmt gut in ein Gespräch mit Ihrem Kind.
Beispiele für Interaktion wären: „Zeig mir den Traktor“, „Wo ist die Kuh?“, „Oh, was ist das Rote da? Wie heißt das?“

Einlegepuzzle Bauernhof von Goki, oder andere Motive wie Tiere im Dschungel

Es gibt viele nette Puzzle für das junge Kindesalter, auf Djeco möchte ich gerne verweisen. Alle sorgsam produzierten Spiele sind ganz besonders gestaltet beispielsweise das Puzzle eines Tigers

Unzählige Bilder, beispielweise Wimmelbilder eignen sich natürlich genauso gut dafür. Von Ravensburger gibt es nicht nur eine große Auswahl an Puzzles und Spielen sondern viele tolle Sachbücher und auch die Wimmelbuch Klassiker.

Ars Edition, Meine ersten 100 Tiere

Einfache Tierbücher sind auch eine gute Möglichkeit das Vokabular auszubauen: „Schau mal, wer schwimmt noch? Ja, die Ente, der Fisch…“ usw.
Ein selbstgestaltetes kleine Tieralbum ist eine weitere Möglichkeit – dazu Tierfotos, die Sie vielleicht mit Ihrem Kind gemacht haben, ausarbeiten lassen (einfach und ganz zeitnah geht es beispielsweise beim DM) und in ein Mini-Album geben. Im Laufe der Tage kann die Sammlung wachsen.
Wenn Sie das kleine Album gemeinsam durchblättern, sehen Sie nicht nur Tiere und benennen diese, sondern erinnern sich an gemeinsame Erlebnisse. („Weißt du noch, für dieses Foto musste ich ganz schnell sein, denn die Amsel ist so schnell weggeflogen. Hui, hast du da gestern gemacht, als sie wegflog.“)

Spiele können auch Sprachanlass sein, wie das bekannte und beliebte Memory, das es in viele Varianten gibt. Das Tierkinder Memory von Ravensburger gibt es schon sehr lange und bewährt sich, um Tiere zu benennen und zu beschreiben. Nach Fragen wie „Was ist das?“ kann auch anspruchsvoller formuliert werden, so entstehen kleine Rätsel „Wer ist grau?“, „Welches Tier mag Karotten?“.

Erste Regelspiele eignen sich zur Sprachförderung ebenfalls, wie Bärenhunger von Haba. Hier wird ein Bär gefüttert. Je nachdem, was das Kind würfelt, darf es den Löffel entsprechend beladen und dem Bären in den Mund schieben. Dies erfordert gute Feinmotorik-Koordination, Regelbewusstsein und viel Sprache in der Interaktion mit Ihnen.
Auch Fische angeln ist eine gute Möglichkeit um über ein Regelspiel in das Sprechen zu finden. Farben werden benannt, es wird gewürfelt und Tiere, die Wasser leben können benannt werden – es geht um Kooperation, daher auch um Sprache.

Haba, Bärenhunger und Haba, Fische angeln, und Schmidt Spiele, Zoo Lotto

Lotto ist ebenfalls wertvoll für diesen Zweck. Das Zoo Lotto von Schmidt Spiele bietet viele unterschiedliche Tiere, naturalistisch fotografiert.

 

Wichtig ist es, einen unmittelbaren Rahmen für Sprache zu schaffen, egal welches Material Sie dafür verwenden möchten. Sie sind der Sprechpartner, mit Ihnen findet die sprachliche Interaktion statt. Damit Ihr Kind dabeibleiben möchte und Freude an den gemeinsamen Spielen hat, empfehle ich, sich immer an den Interessen des Kindes zu orientieren.

Mag Ihr Kind Autos? Oder mag es Tiere? Dann suchen Sie ein Spiel oder Material (aus den genannten und beschriebenen Gruppen), das für Ihr Kind spannend ist zu diesem Thema.

Viel wichtiger als viele Spiele, ist die tägliche Zeit mit Ihnen für die Sprachentwicklung Ihres Kindes!
Auch die Natur, die Umgebung, kann viel Sprachanlass sein.
Sie gehen beispielsweise mit ihrem Kind in den Garten oder den Hof der Wohnhausanlage, da kann viel benannt werden, was Ihnen begegnet: ein Kastanienbaum, ein Jugendlicher am Roller, ein Kleinkind im Buggy – natürlich kann man genauer beschreiben und dazu kleine Geschichten erfinden. “ Schau, das Mädchen im Wagerl hat zwei Zöpfe. Siehst du die Farbe von ihrem T-Shirt? Ja genau, gelb. Was hält sie in den Händen? Ja genau, eine Schaufel. Ja, eine grüne Schaufel. Und was noch? Ja, ein rotes Förmchen. Wo will sie hin, glaubst du? …. Oder sieht sie müde aus? Mag sie vielleicht heim und ein Schläfchen machen? Da kann sie sich dann zu ihrem Lieblingsteddy legen und sich ausruhen.“

Die beschriebene Situation bietet viel Information für den verbalen Ausdruck Ihres Kindes und kann natürlich nach Bedarf erweitert werden. Es können dann Farbabstufungen benannt werden („Schau, dunkelgelb ist das T-Shirt und daneben siehst du ein zitronengelbes Shirt bei dem Schulkind. Wie eine Zitrone. Erinnerst du dich, wie du das Gesicht letztes Mal verzogen hast, als du eine probiert hast? Die war sauer, oder?“). Es können mehr Verben, also Aktivität um Sie herum versprachlicht werden und Ihre Erzählungen können phantasievoller werden und Ihr Kind auf eine magische Reise einladen.

Es soll in diesem Prozess immer mehr Freiraum geben für die aktiven Antworten und Äußerungen Ihres Kindes, dafür eignen sich Beobachtungen von Lebendigem sehr. Denn Tiere zu beobachten ist freudvoll und kurzweilig, da gibt es viel zu sehen und zu besprechen. Ein kleiner Vogel vor dem Fenster, ein Käfer im Gras oder der Hund der Nachbarin sind immer in Ihrer Nähe – ein umständlicher Zoobesuch ist Luxus, aber keinesfalls notwendig.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Sprachförderung daheim immer unmittelbar und direkt durch und mit Ihnen als Elternteil erfolgen soll – Sie sind der beste tägliche Sprechpartner!

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